Erard

Ein Klavierbauer, dessen Instrumente für den Piano Salon eine ganz besondere Bedeutung besitzen, trug wie kein anderer zur Entwicklung der heutigen Flügelmechanik und zum Klangbild des modernen als Soloinstrument eingesetzten Konzertflügels bei, Sébastien Erard (5 April 1752 - 5 August 1831).

Sebastian Erard, eigentlich Erhard, wurde 1752 in Strasbourg geboren. Nach Umzug nach Paris 1768 und Lehre des Cembalobaus wurde Erard besonders durch seine technischen Detaillösungen binnen weniger Jahre so bekannt, daß er von seinen neidvollen Kollegen unerlaubten Arbeitens wegen angezeigt wurde.

Louis XVI selbst protegierte ihn und erteilte ihm die nötige Konzession. 1777 fertigte Erard sein erstes Tafelklavier, ein zweichöriges fünfoktaviges Instrument. Nach der Zerstörung der Werkstätten in den Wirren der Revolution 1789 öffnete er 1792 eine Dependence in der Great Marlborough Street, London. Sein Schwager Jean-Baptiste führte die französischen Geschäfte fort. Nach der Rückkehr nach Paris 1796 übernahm später sein Neffe Pierre Erard die Londoner Firma unter dem Namen London Erard Patent.

In erster Linie scheint Erard Harfenbauer gewesen zu sein, die Zahl der Patentanmeldungen für das Klavier sind verschwindend gering verglichen mit denen für die Harfe, am berühmtesten hier die Pedaltransponierung, dennoch waren sie für die Entwicklung des Flügels Meilensteine.

Erard patentierte verschiedenste heute in Vergessenheit geratene Erfindungen für das Piano, die Pedalerie, die vordem aus Kniehebeln bestand, ein Tafelklavier mit zwei übereinander liegenden Resonanzböden, ein transponierendes Klavier, das Duoclav, ein Doppelklavier, aber auch bis heute gebräuchliche Teile jeden Klavieres, z.B. die Agraffe 1809, mehrschichtig belederte und nach Papes Patent auch befilzte Hammerköpfe und den Druckstab für die Saitenführung im Diskant.

Nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit patentierte Erard am 22. Dezember 1821 die heute noch in jedem Konzertflügel gebräuchliche Doppelrepetitionsmechanik, die durch die höhere Anschlagsdynamik und die schnellere Wiederholung der Anschläge auf derselben Taste, der Repetition, erst die Entwicklung des Virtuosentums a la Franz Liszt, Sigismund Thalberg oder Felix Mendelssohn-Bartholdy ermöglichte.