Als moderne Flügel gelten für uns alle Flügel, die über eine Gußplatte zur Aufnahme der Saitenspannungen verfügen. Grundsätzlich kann man hier zwischen 1880 und 1900 die Grenze ziehen; Babcock hat schon in den zwanziger Jahren Gußplatten verbaut; Steinway seit den frühen sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts. Hingegen hat Erard bis in die zwanziger Jahre stringent an der geschraubten Konstruktion des Hammerflügels festgehalten. Ein weiteres Konstruktionsmerkmal moderner Flügel, dem Erard nicht folgte, ist die Kreuzsaitigkeit, d.h. die Kreuzung der Bassaiten über die fächerförmig verlaufenden Blanksaiten hinweg, so daß erstere mit dem Baßsteg mehr im Zentrum des Resonanzboden diesen zur Schwingung anregen. Hierdurch erreicht man eine etwas größere Dynamik vor allem im Tiefbaß und eine kürzere Baulänge der Flügel, hingegen muß man eine unschöne Klangcharakteristik im Übergang zwischen Tenor und Baß in Kauf nehmen, da dort die tiefen Blanksaiten den Resonanzboden sehr weit am Rand berühren, ebenso wie den Verlust der kammermusikalischen Trennschärfe der Geradsaiter.
Es gibt ein Vielzahl klanglich herausragender Instrumente heute längst vergessener Fabrikanten ebenso wie noch produzierender Fimen, z.B. August Förster, Schiedmayer, Schwechten, Duysen, Steinway, Mangeot, Gaveau, Grotrian Steinweg, Bechstein, Blüthner etc., welche heutige Instrumente in tonaler und möbelbaulicher Schönheit bei weitem übertreffen.